Heimatkundliche Vereinigung Furttal Mitteilung Nr. 24 Die Lagern Eine Landschaft von nationaler Bedeutung Titelbild: Die Lagern auf der Murerkarte von 1566 Regensdorf 1995 Heimatkundliche Vereinigung Furttal Mitteilung Nr. 24 Die Lägern Eine Landschaft von nationaler Bedeutung von Felix Thommen Seite Vorbemerkungen 2 Eine kleine Landschaftsgeschichte Grund und Boden 3 Und neues Leben blüht aus den Ruinen 7 Menschheitsgeschichte der Lägern Die Pioniere als Wald- und Holzverschwender 9 Kelten und Römer: Die Zivilisation kommt 10 Die Alemannen und wir 12 Die Lägern heute Sehen und gesehen werden 15 Über Berg und Tal 17 Ein steinreicher Berg 19 Wald, Weide, Hecken und Reben 20 Gesetzlich geschützt Lortschritte 23 Rückschritte 24 Verboten ist insbesondere 25 1 VORBEMERKUNGEN Mit Verordnung vom 10. Aug. 1977 hat der Bundesrat ein Inventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) geschaffen. Dieses enthält mit Objekt-Nr. 1011 das „Lägerengebiet der Kantone Aargau und Zürich". Begründung: Markante, weit ins östliche Mittelland ausgreifende Jurakette. Modellartige Jurafalte mit asymmetrischem Bau Charakteristische Wald-Pflanzengesellschaften, Halbtrockenrasen, Sumpfwiesen und Felsfluren. Heckenlandschaft am Nordhang. Mittelalterliches Städtchen Hegensberg in einzigartiger Lage. Damit ist auch die Berechtigung für unser Thema gegeben. Unser Heftchen soll und kann keine wissenschaftliche Monographie sein. Es bringt auch keine neuen Erkenntnisse - höchstens einige neue Fragen. Wir möchten aber zeigen, wie eine Landschaft entstanden ist und sich entwickelt hat, und was sie heute an Besonderem bietet. Wandererinnen und Wanderer sollen angeregt werden, das Gebiet mit offenen Augen und wachem Sinn zu besuchen und zu geniessen. Eine gewisse Konzentration auf den zürcherischen Südhang liegt in dessen besonderem Erholungswert, aber auch im Namen unserer Vereinigung begründet. Wenn derWald etwas bevorzugt behandelt wird, so entspricht das nicht nur der beruflichen Herkunft des Verfassers, sondern auch der biologischen und landschaftlichen Bedeutung dieser Vegetationsform. Noch zum Namen unseres Berges. In der Bevölkerung hört man die drei Versionen: der Lägern, die Lägern (weiblich, Einzahl), die Lägern (unbestimmtes Geschlecht, Mehrzahl). Der Verfasser bevorzugt die mittlere Version, ohne tiefschürfende Begründung. 2 EINE KLEINE LANDSCHAFTSGESCHICHTE GRUND UND BODEN Wo blieben die Saurier? Wir lernen es in der Schule: die Lägern ist - als Fremdkörper in der Molasse- und Moränelandschaft des Kantons Zürich - der östlichste Ausläufer des Kettenjura, eines Kalkgebirges der West- und Nordschweiz. Beginnen wir also mit der Jurazeit, in der die Felsschichten des Berges entstanden. Vor etwa 180 Millionen Jahren war das Lägerngebiet - wie grosse Teile Europas - von einem flachen, warmen Meer bedeckt, in dem ein üppiges Leben vor allem von Kleintieren herrschte. Die Kalkschalen und -Skelette dieser Ammoniten, Schnecken, Muscheln und Korallen bildeten im Verlauf von 70 Millionen Jahren dicke Schichten auf dem Meeresboden. Es war dies auch die Epoche der Reptilien und Saurier, doch Hessen sich leider keine dieser spektakulären Tiere bei uns „beerdigen" bzw. versteinern. Aus dem Südtessin liegen immerhin schöne Funde im Zoologischen Museum der Uni Zürich. Unser Gebiet, ca 1:70 000 Wald, Kulturland und überbautes Gebiet Kirchen: O Otelfingen, B Buchs, R Regensberg, S Schöfflisdorf G: Lägerngrat BLN: Grenze des BLN-Inventarobjektes Nr. 1011 3 (Das Buch von Oswald Heer: Die Urwelt der Schweiz (1865, gekürzter Neudruck 1946) beschreibt in Text und Bild die Landschaften in geologischen Vorzeiten. Es mag in Einzelheiten überholt sein, ist aber in seiner Anschaulichkeit noch immer unübertroffen und in den allgemeinen Aussagen gültig.) Gegen Ende der Jurazeit hob sich unser Gebiet langsam aus dem Wasser. In einem warm-feuchten Klima mit einer üppigen Vegetation, und in einer Landschaft mit vielen Seen und Tümpeln lebten Schildkröten, Krokodile, Beuteltiere, Halbaffen und die Vorläufer von Schwein und Pferd, von denen wir Versteinerungen in den obersten Kalkschichten des Steinbruchs von Dielsdorf finden. Dann lag, in der folgenden sogenannten Kreidezeit, das Lägerngebiet 70 Millionen Jahre lang trocken. Deshalb wurden keine Schichten abgelagert; die Erdoberfläche verwitterte. Bewegte Zeiten. Vor etwa 40 Millionen Jahren begann, ausgelöst von weltwencn jgi- schen Vorgängen, die Auffaltung der Alpenkette. Die entstehenden Bergzüge waren zeitweise über 6000 m hoch, doch trug sie die einsetzende starke Verwitterung gleichzeitig auch wieder ab; der abgelagerte Schutt - die Molassegesteine - liegt bis 6 km dick auf den Juraschichten. In Alpennähe blieb das gröbere Material liegen, das nun die Nagelfluh bildet, im Lägerngebiet das feinere, das zu Sandstein und Mergel wurde. Unter der Last der Molasse und durch chemische Vorgänge wurden die Kalkablagerungen der Jurazeit zu Gesteinen verfestigt. Während der Alpenfaltung hob und senkte sich das Mittelland, zu dem auch noch die Lägern gehörte, und war zeitweise von einem flachen Meer, zeitweise von grossen Süsswasserseen bedeckt, in die der Alpenschutt abgelagert wurde. Wir unterscheiden deshalb (jeweils Obere und Untere) Meeres- und Süsswassermolasse. Auf den verbleibenden Festlandsflächen entwickelten sich in dieser Epoche, dem Tertiär, die Blütenpflanzen und die Säugetiere zu den vorherrschenden Lebensformen. Vor etwa 5 Millionen Jahren waren die Alpen zu niedrigen Bergketten abgetragen. In einem kühlen Klima lebten Insekten, Riesenschildkröten und Gross-Säugetiere in einem Laubwald derselben Baum-Gattungen, die noch heute unser Landschaftsbild beherrschen. In Ostafrika begann sich von den dort lebenden Menschenaffen eine Linie abzuspalten, aus der sich einmal die modernen Lägern-Bewohner entwickeln sollten - mit der übrigen heutigen Menschheit. 4 Dann geriet die Erde noch einmal in Bewegung. Durch riesige Kräfte von Süden wurden die Alpen wieder gehoben, ihre nördlichen Ketten über die Molasse geschoben und die Kalkschichten des Jura aufgefaltet. Das Mittelland hob sich endgültig aus dem Wasser. Grössere Schichten wurden seither nicht mehr abgelagert, die Hauptrolle in der Geologie spielte fortan die Abtragung. Die Fachleute halten es allerdings für möglich, dass die Alpenfaltung noch weitergeht. Bei einer vermuteten Hebung von unter einem Millimeter pro Jahr und der gleichzeitig wirkenden Verwitterung kann diese Frage aber erst in X Millionen Jahren beantwortet werden. Die Gletscher als Landschaftsgestalter. Es fehlen in unserer Geschichte nun nur noch 1 700 000 Jahre bis heute, so dass wir nicht mehr so grosszügig mit den Jahrmillionen umgehen können. Der Rest entfällt auf die Eiszeit, von der auch wieder nicht sicher ist, ob sie zuende sei. In der Epoche des Quartär folgten sich verschiedene Kältezeiten, während denen grosse Teile der Erde - damit auch unser Gebiet - von grossflächigen Gletschern bedeckt waren. Dazwischen lagen Warmzeiten mit einem Klima ähnlich dem heutigen. Die vorletzte Vergletscherung (Riss) bedeckte vor etwa 200 000 Jahren das ganze Mittelland und die Lägern-Kette. Die letzte (Würm) zerstörte Boden und Vegetation der vorangegangenen Warmzeit, liess aber die obern Teile der Lägern und das Wehntal frei. Deshalb finden wir hier noch alte Rissmoräne-Böden. Auch konnten hier anspruchslose Pflanzen die Eiszeit überdauern. Im Ebrecht (Regensberg) kann man an der Vegetation schön sehen, wo der basische Boden auf Kalk in den sauern über der Riss-Moräne übergeht. Vor 12000 Jahren ging dieWürm-Kaltzeit mit einem raschen, schubweisen Gletscherrückgang zu Ende. In der Eiszeit entstanden die uns vertrauten Landschaftsformen. Die Gletscher hobelten die Berghänge zurecht. Bei ihrem Rückzug Hessen sie den mitgeführten Schutt als Moräne zurück, auf der wir die Findlinge finden (z. B. die Endmoräne Geissbuck bei Sünikon, die Seitenmoräne des Weidgangs ob Boppelsen, der grosse Findling am Grasberg ob Dielsdorf). Das fein zerriebene Material von der Unterseite der Gletscher liegt als flächige Grundmoräne auf Talböden und untern Hängen und führt wegen seiner Undurchlässigkeit zu Vernässungen und Vermoorungen. Die Schmelzwässer der Eisströme tieften als reissende Flüsse die Täler ein und überschütteten sie auch wieder mit Lehm, Sand und Schotter.Wenn wir erleben, wie 5 bei Hochwassern Bachläufe vertieft werden (z.B. 1970), wie immer wiederkleinere Hangrutschungen stattfinden (z. B. 1938 am Lägern-Nordhang) und wie im Frühjahr nach Tauwetter Geröll auf den obersten Waldstrassen liegt, dann zeigt uns das, dass die landschaftsformenden Kräfte noch weiter wirken, dass Geologie immer noch stattfindet. Die bodenbildenden Gesteine (vereinfachte geologische Skizze) K: freigelegter Scheitel der Jurakalk-Falte (schraffiert: Opalinuston-Schicht), Felsen, trockene, basische Böden M: mitgefaltete und freigelegte Molasse, fruchtbare, schwere Böden Fl: Flangschutt, hauptsächlich Kalktrümmer der obenliegenden Felsen, magere Böden R: Rissmoräne, 200 000 Jahre alte, saure Böden G: Endstand der Würm-Vergletscherung W: Würmmoräne und nacheiszeitliche Schotter und Lehme, junge, fruchtbare Böden 6 UND NEUES LEBEN BLÜHT AUS DEN RUINEN Auch die Kaltzeiten waren nicht ohne Leben. Zeitweise zogen sich die Gletscher etwas zurück (wie gegenwärtig) und auf den freigelegten Flächen bildete sich eine Tundra-Vegetation aus, wie wir sie von Alaska oder Sibirien kennen. In dieser bewegte sich eine imposante Tierwelt mit Vielfrass, Panther, Nashorn, Riesenhirsch, Elch, Wisent und dem populären Mammut. In Niederweningen gefundene Knochen erlaubten die Rekonstruktion eines solchen Tierriesen mit 3.20 m Widerristhöhe. Das Tier lebte dort mit seinen Genossen vor etwa 35000 Jahren, zur gleichen Zeit, als in Europa die ersten modernen Menschen einwanderten. Diesen Jägern und Sammlerinnen haben wir nur die bessern Werkzeuge voraus und die Möglichkeit der schriftlichen Festhaltung und Weitergabe von Kenntnissen. Nach dem letzten Gletscherrückzug vor 12 000 Jahren mussten sich die nackten Felsoberflächen und Schotterfelder zuerst wieder begrünen. Das geht sehr schnell, wie wir z. B. in Gletsch sehen, sofern die nötigen Samen in der Nähe vorhanden sind. Auf dem durch Verwitterung entstehenden feinen Staub konnten sich als Pioniere zuerst Algen und Flechten festsetzen, deren leichte Sporen vom Wind weitherum getragen werden. Auf den von den Würm-Gletschern nicht bedeckten Flächen bestand zudem ein nahes „Reservoir" von niedern Pflanzenformen, Kräutern, Gräsern und kleinen Gehölzen. Wenn die Vegetation eine Fläche einmal bedeckt hatte, bildete sich rasch eine Humusschicht, auf der sich auch anspruchsvollere Pflanzen festsetzen und ausbreiten konnten. Zwergbirken und Zwergweiden hatten sich in der Nähe halten können. Anspruchsvollere Gehölze hatten sich weiter zurückgezogen, z.B. nach Südosteuropa, und brauchten somit länger für die Rückwanderung. Die Pollenkörner von Blütenpflanzen sind sehr dauerhaft und erhalten sich in Moorboden unter Luftabschluss über Jahrtausende. Bohrungen in Torfmooren erlauben deshalb die Rekonstruktion der Vegetationsgeschichte der Nacheiszeit durch sogenannte Pollendiagramme. In unserem Gebiet ist das Moor am Katzensee eine solche Geschichtsquelle. Zuerst wanderten von den grössern Bäumen die Birken ein, denen sich zunehmend Föhren beimischten. Es folgte eine Zeit mit einer starken Ausbreitung des Haselstrauchs. Dessen Anwesenheit zeigt, dass diese frühen Wälder sehr offen und licht waren. Vor rund 7000 Jahren bildeten sich dann in einem warmen Klima mit milden Wintern ein lockerer Eichenmischwald heraus, mit Ulmen und Linden und einer Unterschicht von Hasel und Efeu. In einem wieder rauher werdenden Klima wanderten anschliessend Buche und Weisstanne ein, die als Schattenbaumarten die lichtbedürftigen 7 Arten des Eichenwaldes verdrängten und dunkle, geschlossene Bestände bildeten. Nach Pollenfunden war das vor 6200 Jahren. Interessanterweise tritt am Katzensee gleichzeitig auch schon die Rottanne auf, eine Baumart, die zuerst das Mittelland besiedelte und sich erst später in die Voralpen zurückzog. Seit damals blieb die Buche die von Natur aus herrschende Baumart im Mittelland und an der Lägern. Die Eiche konnte sich an trockenen Hängen und auf Erhebungen halten (z.B. ob Bolebern, Boppelsen), mergelige Hänge mit schweren Böden blieben mit Föhren bestockt (z.B. Weidgang, Boppelsen), an warmen, trockenen Hängen halten sich Reste eines Lindenmischwaldes (z. B. Oberlägern, Steinmaur) Bachtobel, Riedgebiete und unentwässerte Talböden werden von buschreichen Beständen mit Erlen, Eschen. Birken und Pappeln eingenommen (Boppelser Weid, Nordhang), an den Flussufern stockten bis zu den Meliorationen Weiden. Die Tierwelt Die eiszeitlichen Grosswildarten verschwanden mit den Gletschern; der jüngste Mammutfund der Schweiz ist 10 000 Jahre alt. Dabei spielte sicher die Aenderung von Klima und Vegetation eine Rolle, möglicherweise aber auch der Mensch als erfolgreicher Jäger. Auch Rentier und Steinbock verschwanden bei uns und der Hirsch blieb das wichtigste Beutetier der „Pfahlbauer". Erst im Mittelalter erhielt das Reh eine grössere Bedeutung. Die Krone der Schöpfung Von den steinzeitlichen Jägern und Sammlerinnen haben wir in der Schweiz wenig Spuren, in unserem Gebiet gar keine. Da sie keine festen Siedlungen hatten, war keine Anhäufung von „Zivilisationsresten" möglich, und der Fund einer steinernen Pfeil- oder Speerspitze ist immer ein äusserst unwahrscheinlicher Zufall. Dann wanderte aber aus Südosteuropa die Kenntnis - oder Kultur - der Landwirtschaft langsam in die Schweiz ein. Sie ermöglichte und benötigte die Gründung von Dauersiedlungen. Von diesen finden wir aber nur dort Spuren, wo Pfahlreste im nassen Boden oder im Wasser unter Luftabschluss erhalten blieben, also an den Seeufern. Die ersten Dörfer am untern Zürichsee entstanden vor etwa 5500 Jahren. Rund 4500 Jahre alt sind die auf der Wehntaler Egg gefundenen Gräber, die sicher auch zu Siedlungen gehörten, von denen aber keine Spuren gefunden wurden. Wir können also annehmen, dass zu jener Zeit das Lägern- gebiet besiedelt war. Jüngere Funde weisen auf Siedlungen auf Hangterrassen in Otelfingen, Boppelsen, Regensberg hin. 8 Von diesen Menschen, die sich jetzt im Mittelland ausbreiteten und nieder- liessen, wissen wir wenig. Nach überdauernden Werkstoffen, die sie benützten, nennt man ihre Zeit die ausgehende Stein- und frühe Broncezeit. Es ist aber so, dass ihr einziger Bau- und Brennstoff und ihr hauptsächlicher Werkstoff das Holz war. Praktisch der ganze besiedel- und bebaubare Boden musste durch Rodungen dem Wald abgerungen werden, so dass diese Siedler eigentlich im Wald lebten. Ihre Kultur müsste als Wald- und Holzkultur bezeichnet werden. Eine Parallele dazu wären vielleicht die Huronen Nordamerikas in historischer Zeit. Schon bei geringer Siedlungsdichte benötigte diese Lebensweise so starke Eingriffe in den Wald, dass damit die Naturgeschichte der Lägern abgeschlossen ist. Es beginnt die MENSCHHEITSGESCHICHTE DER LÄGERN DIE PIONIERE ALS WALD- UND HOLZVERSCHWENDER Für die Landwirtschaft der sesshaften Bevölkerung mussten zur Viehhaltung (kleine Rinder, Schweine, wenig Schafe und Ziegen) durch Rodung siedlungsnahe Weideplätze geschaffen werden. Teilweise weidete das Vieh auch im Wald selbst, der dadurch stark aufgelichtet wurde. Dazu kam der enorme Holzverbrauch für die Erneuerung der Häuser (etwa alle 10 bis 20 Jahre), Erstellung und Unterhalt der Zäune, Brennholz zum Kochen und Heizen, das nötige Werkholz und den Betrieb der Bronce-Schmelzöfen. Als Streue und Viehfutter im Winter wurde Laubreisig geschnitten. Pollenanalysen aus Seerandsiedlungen zeigen, wie in dieser Zeit die Bäume zurückgingen und Sträucher und lichtbedürftige Kräuter zunahmen. Der Ackerbau führte zu einem vermehrten Bedarf an (Wald-)Fläche. Der durch Brandrodung gewonnene Boden verbuscht aber schnell wieder, wenn er nicht tiefgründig gereinigt und bearbeitet wird, was weder mit dem Grabstock nochmit dem primitiven Pflug möglich war. Waldboden enthält auch keinen nachhaltigen Nährstoffvorrat. Nach einigen wenigen Jahren war so ein broncezeitliches Aeckerchen erschöpft und verwildert; der Bauer musste eine neue Fläche roden. (Ein solches Wirtschaftssystem mit Brandrodung und Wanderfeldbau kennen wir noch aus den feuchten Tropen.) Die Spuren bei uns sind durch seitherige Ueberbauung und Bewirtschaftung verloren gegangen, doch lassen in seltenen Fällen aufgefundene Holzkohleschichten entsprechende Vermutungen zu. Wir können also annehmen, 9 dass neben den frühen Siedlungen ein ganzes Schachbrettmuster von benutzten, aufgelassenen und langsam wieder in Wald einwachsenden Rodungsflächen bestand. Die damaligen Bewohner unseres Gebietes waren sicher vorzügliche Holzkenner. Wenn in ihren Bauten das dauerhafte Eichenholz nur wenig>yor- kommt, dann aber häufig als aus dicken Stämmen gespaltenen Balken, so lässt das darauf schliessen, dass die Eiche relativ selten war und dann geschont wurde, um aus grossen, alten Kronen Eicheln für die Schweinemast zu gewinnen. Die Nutzung geschah aber im Uebrigen ganz nach Bedarf, rein abbauend und ohne Rücksicht auf den nötigen Zuwachs und Nachwuchs. Der Holzbedarf von Naturvölkern der gemässigten Zone beträgt noch heute einige Kubikmeter pro Mensch und Jahr und wird damals eher höher gewesen sein. Für eine Siedlung von beispielsweise 50 Menschen kann demnach ein jährlicher Holzbedarf von 200 bis 300 m3 angenommen werden. Beim damaligen Waldaufbau und -zustand dürfte das der Zuwachs einer Waldfläche von mindestens 100 ha gewesen sein.Und solche Siedlungen bestanden wohl mehrere gleichzeitig im Lägerngebiet. Orientiert man sich an den gut datierten Zürcher Stranddörfern, so dauerte diese Periode rund 2000 Jahre. An deren Ende wohnten bei uns Menschen, die eine ausgeklügelte Landwirtschaft betrieben, ergänzt durch Jagd, Fischerei und Sammeltätigkeit. Sie besassen raffinierte Werkzeuge, gute Gewebe, reich geschmücktes Geschirr, Häuser mit Türen, die durch Schlösser gesichert waren, Schmuck mit eingeführten Bernsteinstücken und Glasperlen. Pferde dienten zum Reiten und zum Ziehen von Wagen. Nur die Waldnutzung blieb primitiv und ungeregelt. Ueber die Siedlungsstruktur und die gesellschaftlichen Bedingungen können wir kaum etwas aussagen. KELTEN UND RÖMER: DIE ZIVILISATION KOMMT Die Eisenzeit der sieben letzten vorchristlichen Jahrhunderte hinterliess kaum direkte Siedlungsspuren, weil nun praktisch nur noch auf trockenem Boden gebaut wurde. Als Cäsar die keltischen Helvetier besiegte, gab es aber nach seinen Angaben im schweizerischen Mittelland etwa 400 Dörfer und ein Dutzend Städte. Die Bevölkerung hatte sich seit der Broncezeit etwa verdoppelt. Ganz vom Wald umschlossene Siedlungen waren offensichtlich wieder verschwunden. Die eisernen Werkzeuge machten nun die Ortswahl von Untergrund und Bewaldung unabhängig, doch blieb das Holz als Brennstoff weiterhin wichtig. Noch bis ins 17./18. Jahrhundert folgten die Eisenschmelzen dem Holz, 10 nicht dem Erz. Aus Grabfunden können wir auf eine stark hierarchisch gegliederte Bevölkerung (Kelten) schliessen, mit einer luxuriös lebenden Herrschaftsschicht und einer teils nicht mehr freien Bauern- und Handwerkerklasse. Zur „Kultur" gehörte nun als wichtiger Bestandteil auch die Kriegsführung. Bezahlt wurde mit geprägten Münzen. Der für die Landwirtschaft benötigte Boden wurde endgültig gerodet und dauernd bebaut. Der Druck auf die verringerteWaldfläche nahm wegen der wachsenden Bevölkerung zu. Rund die ersten 400 Jahre unserer Zeitrechnung gehören bei uns zur Römerzeit. Ausserhalb der grossen Handels- und Militärzentren war das Mittelland durch eine grosse Zahl von Gutshöfen (sog. Römervillen) besiedelt. Das waren kleinere oder grössere, aber in der Regel selbstversorgende Landwirtschaftsbetriebe mit einem Gutsbesitzer im Herrenhaus und einer Anzahl Angestellter und Sklaven. Rund um die Lägern bestanden acht oder neun solche Betriebe, von denen derjenige von Buchs am besten bekannt und untersucht ist (s. auch Mitteilungsheft Nr. 12). Am Südfuss der Lägern verlief zudem das Teilstück Baden-Winterthur der grossen römischen Mittellandstrasse. In diesen Gutshöfen wurde dank der Steinbauweise wenig Bauholz benötigt. Dafür verbrauchten die Warmluftheizungen und die Warmwasserversorgung eine Unmenge Brennholz, ebenso die Brennöfen und Schmiedefeuer. Trotz ihrer hochstehenden Bodenkultur hatten die Römer keinen Sinn für eine nachhaltige Holznutzung undWaldbewirtschaftung. DerWald war ihnen ein reiner Abbaubetrieb. Dies beweist ja auch der Zustand, in dem sie ihre engere Heimat Italien zurückliessen. Zwischen den Gutshöfen waren natürlich auch noch die Siedlungen der einheimischen keltischen Bevölkerung vorhanden: kleine Dörfer oder Hofsiedlungen. Spuren davon fehlen jedoch. Gesamthaft mögen im Lägernge- biet um 500 Menschen gelebt haben. Der Wald war in den untern Hängen etwa bis auf die heutigen Grenzen gerodet. Die verringerte Waldfläche musste den dank der römischen Zivilisation gesteigerten Holzbedarf dek- ken. Auch musste Holz nach den Thermen von Baden (als Brennholz und für die hölzernen Tüchel derWasserleitungen) geliefert werden. Die Holznutzung im Lägernwald wird deshalb nicht wesentlich geringer gewesen sein, als heute. Die Römer bereicherten andererseits unser Gebiet mit Kulturpflanzen und Gartengewächsen aus ihrer Heimat. Dies war umso eher möglich, als ihr Schweizer Aufenthalt mit einer warmen Klimaperiode zusammenfiel. Der damals eingeführte Buchsbaum ist seither wieder verschwunden. Ob die an Altberg und Gubrist heute kümmernden Edelkastanien von römischen Vorfahren stammen, ist ungewiss. 11 So gute Schriftsteller und Berichterstatter die Römer waren, vom sicher regen Leben um die Lägern schrieben sie nichts. Die Römerzeit gehört deshalb genau genommen noch zur schweizerischen Vorgeschichte. Als die Alemannen kamen, ging eine fruchtbare Kulturepoche zuende und in vielem musste wieder fast von vorne angefangen werden. DIE ALEMANNEN UND WIR Auch nach dem Einzug der Alemannen hielt sich eine römische Bevölkerung und Kultur noch eine Zeitlang in den grössern Siedlungen, die Gutshöfe verschwanden jedoch. Das römische Kulturland verwilderte teilweise, wurde aber in der Regel nicht mehr zumWald. Die alemannischen Siedlungen - die ältesten waren die -ingen Orte - wurden fern von den römischen Siedlungen erbaut und blieben meistens ortsfest bis heute. Sie bestanden wieder aus Holzbauten. Die Bevölkerungsdichte schwankte durch Zuwanderung, Kriege und die Pest auf und ab, nahm aber im Mittel langsam zu, so dass neue Rodungen nötig wurden. Im späten Mittelalter war wahrscheinlich etwa die heutige Verteilung von Wald und Feld erreicht. Es herrschte wieder ein reges Leben wie zur Römerzeit, mit Macht- und Kulturzentren, die später wieder verschwanden, teils sogar vomWald Uberwachsen wurden: den Burgen. Während des Höhepunkts ihrer Macht hatten die Freiherren von Regensberg verschiedene lokale Dienstleute, deren steinerne Bauten sich über die einfachen Holzhäuser der unfreien Bauern erhoben. Am besten erhalten ist die mächtige Ruine Hohenlägern oder Alt Lägern der Ritter von Lägern. Die Burg war damals von Wirtschaftsgebäuden und offenen Flächen umgeben, von denen heute im geschlossenenWald jede Spur fehlt. Östlich der Hochwacht, bei Schrannenrütenen, Regensberg, zeigt die Gy- gerkarte eine Ruine mit Wappen und die Bezeichnung Schrenen. Von einer Burg fehlt aber jede Spur, von einem Burgherren wissen wir nichts. Ob dies das feste Haus der freiherrlichen Dienstleute von Boppelsen war? Von der Burg der Herren von Mandach wissen wir den Ort: der Vorsprung etwa 100 m östlich des Städtchens Regensberg. Auf den Ruinen der Burg der Edelleute von Sünikon im Süniker Weidgang wurde später die Herberge zur Kapelle am Pflasterbach erbaut, deren Ruinen vor einigen Jahren freigelegt wurden. Die Ritter bauten sich vermutlich eine neue Burg im Gebiet des Geissbuck, wo die Murerkarte von 1566 eine Ruine verzeichnet. Die Ritter von Steinmaur lebten wahrscheinlich am Egghang südwestlich von Obersteinmaur. 12 Wenn auch all diese Ritter nach heutigen Massstäben eher Grossbauern waren, als adlige Herren, so muss doch im 13. Jahrhundert recht viel Betrieb auf der Lägern geherrscht haben. Das Zentrum davon waren die Freiherren von Regensberg, die kurz vor 1250 aus der Burg Alt Regensberg (Altburg) in ihre neue Behausung mit dem mächtigen Rundturm (einer Seltenheit in unserer Region) hinaufgezogen waren. Bedenkt man, dass um 1302 die Regensberger ihre Herrschaft an Habsburg-Österreich verkaufen mussten und dass damit auch ihre Dienstleute auszogen (die Burg Hohenlägern war schon in der Fehde von 1267 mit der Stadt Zürich vernichtet worden), so hat diese stolze Zeit nur gute 50 Jahre gedauert! Nach weitern 100 Jahren übernahm dann die Stadt Zürich die Macht auf unserem Berg. Frühe Behausungen B: Stein- und brocezeitliche Siedlungen (zum Teil fraglich), Seerand-, Terrassen und Höhensiedlungen, nur am Südhang F: "Feuerstein-Bergwerk" R: Römische Gutshöfe, Buchs und Schleinikon N: Burg Neu-Regensberg, erhalten H: Ruine Hohenlägern M: Burgstandort Mandach S: Burgstandort Sünikon S?: Ev. späterer Standort einer Burg Sünikon SR?: Schrannenrütenen, möglicher Burgstandort 13 An der Waldnutzung änderte sich in diesen Zeiten kaum etwas, bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts das Mittelwaldverfahren verfeinert und reglementiert wurde. Von einer pfleglichen und nachhaltigen Waldbehandlung kann man erst in den letzten 60 bis 70 Jahren sprechen. Und bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts blieb die Ebene des Furttals praktisch eine nacheiszeitliche Wüste. Alte Waldnutzung (Aus der Chronik von J. C. Vögeli, 1812, Zustand von 1760) Ansicht über das Dorf Buchs gegen die Lägern mit dem Häuschen der Hochwacht. Bei A die 1759 entdeckten römischen Ruinen. Rechts vom linken Buchstaben C sieht man deutlich die Ränder von grossen Kahlschlägen, die bis fast zum Grat hinauf gehen. Ein Vergleich mit Bäumen auf dem Grat zeigt, dass der Lägernhang praktisch nur bebuscht war. 14 DIE LÄGERN HEUTE SEHEN UND GESEHEN WERDEN Die Lägern ist kein hoher, steiler Berg. Als geologischer Vorposten hat sie aber mit ihren 866 m Höhe im nördlichen Mittelland doch eine „hervorragende Position". Seit die Radarantenne von der grossen, auffälligen Kugel umgeben ist, merkt mancher Bergwanderer in den Voralpen und Alpen, wo sich die Lägern erhebt. Da die Gipfelpartie zudem gut erschlossen ist, ist die Lägern ein idealer Beobachtungspunkt. Als der Stadtstaat Zürich zurZeit des Dreissigjährigen Krieges (1618-1648) die Notwendigkeit einer Verteidigungsorganisation empfand, wurde die Lägern zu einem wichtigen Punkt im Netz der etwa 20 Hochwachten. Von hier wurden Rauch- oder Feuersignale von Brunegg, Lenzburg, dem Stadlerberg, dem Irchel und der Kyburg empfangen oder dorthin weitergeleitet. Auf der Lägern-Hochwacht wurden 1624 die dazu nötigen Einrichtungen erstellt, 1660 ergänzt durch ein steinernes Wachthäuschen. Nach dem Zusammenbruch der alten Eidgenossenschaft kam das System ausser Gebrauch; 1812 wurde die Hochwacht offiziell aufgehoben. Schon bald kam aber die Stelle wieder zu Ehren. In den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde unter der Leitung von General Dufour die moderne Landesvermessung der Schweiz in Angriff genommen. Im Netz der „Triangulation 1. Ordnung" war die Lägern wieder ein wichtiger Eckpunkt, mit Visuren zum Wiesenberg (bei Läufelfingen), zum Napf, zu Rigi und Hörnli. Dazu wurde die noch bestehende geodätische Säule auf den Ruinen des ehemaligen Wachthäuschens erstellt, heute von einer Aussichtsplattform mit dem volkstümlichen eisernen Dreiecksignal getarnt. Für die Vermessung des Kantons Zürich wurden an das Dreieck Lägern- Rigi-Hörnli die verfeinerten Netze 2. und 3. Ordnung angeschlossen. Auf diesen basierte die topographische Aufnahme des Kantons Zürich 1843- 1851, die zur ersten Karte 1:25000, der sogenannten Wild-Karte führte, einem Werk von bisher noch nicht bekannter Genauigkeit und Ausführlichkeit (heute als Faksimile wieder erhältlich). Mit einer erstmaligen, primitiven Triangulation, in der schon die Lägern eine Hauptrolle spielte, erstellte Gyger um 1650 seine berühmte Kantonskarte, die uns heute einen recht genauen Aufschluss über die damalige Landschaft gibt. Nach der Erstellung des Flughafens Kloten benötigte auch der Flugverkehr einen geometrischen Fixpunkt. So wurde 1962 wenig östlich der Hochwacht die sich drehende Radarantenne für die Flugsicherung erstellt. Von 15 dieser werden die Flugbewegungen der Region erfasst und überwacht. Mit der kugelförmigen Schutzhülle wurde die Antenne 1984 geschützt, aber auch wesentlich auffälliger gemacht. Leider konnte diese Einrichtung nicht verhindern, dass am 10. Februar 1967 ein Schulflugzeug der Swissair im Nebel beim Punkt 791 des östlichen Lägernkamms zerschellte, wobei vier Personen den Tod fanden. Der Eignung des Lägerngipfels für weitreichenden Funkverkehr verdanken verschiedene militärische Antennenanlagen ihre dortige Existenz. Weitere „Interessenten" wären vorhanden, doch verhindert das eingangs erwähnte Inventar, dass wir auf unserem Berg Verhältnisse haben, wie auf Uetliberg und Albis. Leider führen schon Unterhalt und Bedienung der bestehenden Anlagen zu einem gewissen Autoverkehr auf der Waldstrasse zum Lägerngipfel. Leuchtturm Lägern Strichliert: System der Hochwachten S: Stadlerberg I: Irchel K: Kyburg L: Lenzburg B: Brunegg Ausgezogen: Triangulation erster Ordnung der Landesvermessung H: Hörnli R: Rigi N: Napf W: Wiesenberg 16 ÜBER BERG UND TAL Wir sind uns gewohnt, dass Strassen in Tälern - oder über Pässe - verlaufen und nur über Berge gehen, wo das wirtschaftlich nötig ist (Alpwirtschaft, Tourismus). In unsern nacheiszeitlichen Landschaften waren die Talböden aber bis in die jüngste Zeit sumpfig oder periodisch von Wildbächen verwüstet und überschwemmt. So auch Furt- und Wehntal. Die alten Wege verliefen deshalb in der Regel dem Hang entlang oder über flache Höhen. Zudem spielten für den gehenden Verkehr (zwei- oder vierfüssig) die Steigungen eine weniger wichtige Rolle, als die zu bewältigende Distanz. Verbindungswege verliefen deshalb möglichst gerade über fast alle Geländehindernisse hinweg. Da die Linienführung von Landstrassen sehr konservativ ist, blieben die alten Wege oft erhalten, bis sie durch Meliorationen oder autoverkehrsbedingte Neuführungen zerstört wurden. Von der Römerstrasse im Furttal wurden nur einzelne Spuren gefunden. Wenn ihr Verlauf bestehenden Strassenzügen entlang vermutet wird, dann ist das aus den erwähnten Gründen berechtigt. (S. auch Mitteilungsheft Nr. 9). Bei Buchs zweigte vom Hauptstrang Baden-Winterthur die Linie nach Zürich und den Bündner Pässen ab. Die Strasse verlief 15 bis 35 m über dem Talboden (Furtbach) und doch noch am flachen Hangfuss, so dass sie hochwassersicher, aber einfach zu bauen war. Im Mittelalter spielten die Pilgerwege - in erster Linie nach Einsiedeln, dann aber weiter nach Santiago de Compostela - eine zunehmende Rolle auch als lokale Verbindungen. Um 1501 wurde am Pflasterbach oberhalb von Sünikon, nahe der zerfallenen Burg der dortigen Ritter, eine Pilgerkapelle und Herberge errichtet. Die Kapelle hatte bis zur Reformation von 1524 sogar das Recht, Ablass zu gewähren. Der entsprechende Weg kam vom Schwarzwald dem Lägern-Nordhang entlang und führte über Regensberg ins Furttal und weiter. Die Linienführung kennen wir nicht; auch die Gygerkarte verzeichnet den Weg nicht. Er dürfte aber über die Kirche Niederweningen geführt haben und folgte dann möglicherweise dem Römerweg zu den Gutshöfen von Oberweningen und Schleinikon. Zur gleichen Zeit und noch lange danach führte der Weg von Regensberg über Boppelsen nach Baden längs der noch heute „Baderweg" genanten Waldstrasse über den Bildstock (alter Marienschrein) nach Boppelsen hinunter. Unter den nicht mehr benutzten Verkehrswegen können wir sogar eine Eisenbahnlinie aufführen. Als in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts - im Fieber der Gründerzeit des Eisenbahnbaus - die Nationalbahn 17 von Oerlikon durch das Furttal gebaut wurde um Zürich zu umfahren, erstellte die Nordostbahn-Gesellschaft eine Konkurrenzlinie. Diese führte von Niederglatt über Oberhasli und Buchs ebenfalls nach Wettingen und Baden. Beide Linien wurden 1877 eröffnet, doch ging die Nationalbahn kurz darauf in Liquidation. Die Linie Buchs-Niederglatt wurde wenig benützt, um 1937 formell eingestellt und 1969 abgebrochen. Ihr Trassee ist heute teilweise Abstellgeleise für Treibstofflager, teilweise Baugebiet und - dank der langen Brachlegung - teilweise Naturschutzgebiet. Ein seltsames Ende für ein so ehrgeiziges Projekt. Alte Verbindungen R: Römerstrasse, teilweise vermutete Linienführung W: Möglicher Pilgerweg P: Kapelle und Pilgerherberge am Pflasterbach B: Baderweg E: Eisenbahnlinie 1877- 1937 18 EIN STEINREICHER BERG In einer Region eiszeitlicher Schotter- und Kiesvorkommen stellen die Molasse- und Kalkgesteine der Lägern eine Ausnahme und einen lange Zeit gesuchten Rohstoff dar.Als erste profitierten davon die Menschen der Steinzeit. In gewissen Juraschichten bilden sich aus den Resten von Kleintieren mit Kieselsäureskeletten bis faustgrosse Knollen von hartem Feuerstein (Silex). Diese eignen sich vorzüglich zur Herstellung steinernen Aexten. Oberhalb Otelfingen kommen diese Knollen konzentriert vor und wurden offensichtlich vor Jahrtausenden dort gesammelt und bearbeitet. Die Spuren führten zur wohl etwas übertriebenen Bezeichnung der Stelle als „Feuersteinbergwerk". Im Mittelalter wurden die schweren Verwitterungslehme der weichen Schichten des Opalinustons (Dogger-Kalke) am Lägern-Nordhang als „Miet" oder Niet zur Verbesserung von leichten, magern Ackerböden verwendet und dazu in den noch sichtbaren Mietlöchern gewonnen (Burgerwiesen-Lägernweid). Der Gips, der in den aufgelassenen Gruben von Oberehrendingen gewonnen wurde, stammt aus Schichten, die vor der Jurazeit abgelagert und durch die Abwitterung der Jurafalte freigelegt wurden (Keuper der Trias-Zeit). Dagegen stammt der Muschelsandstein von Würenlos aus der obern Mèe- resmolasse. Er ist berühmt durch seinen Reichtum an Versteinerungen, der ihn zu einem schon bei den Römern beliebten Material für Fassadenverkleidungen und Bildhauerarbeiten macht. Beide Gruben sind heute vor allem beliebte, landschaftlich und naturkundlich reizvolle Ausflugsziele. Seit 1874 im Betrieb, aber heute in einer Endphase, sind die Lägern-Stein- brüche im harten Malmkalk östlich von Regensberg. Hier wird ein wertvoller Baustein gewonnen; das Bruchmaterial ergibt als Lägeron ein ideales Material für die Deckschicht vor allem von Waldstrassen, in welchem gelblichen Schotter man deshalb ohne Mühe versteinerte Muscheln finden kann. Als einziger im Kanton Zürich vorkommender natürlicher Stein wird der Lägernkalk vor allem für öffentliche Gebäude (z. B. Fassadenteile an ETH und Landesmuseum) und die verschiedensten technischen Zwecke verwendet. Aber auch Werke des kantonalen Tiefbauamtes und des Wasserbaus sind häufig aus Lägernkalk. So mögen sich Geologen der Zukunft einmal fragen, woher die verstreuten „Kalkvorkommen" im Moräne- und Molassegebiet des Kantons Zürich wohl herrühren. Sie werden Hypothesen aufstellen und vielleicht auch einige Doktortitel daran verdienen. Die Ausbeutung der Gruben geht ihrem Ende entgegen und das Gelände wird jetzt planmässig aufgefüllt, gestaltet und teilweise auch wieder aufgeforstet. Es soll ein wertvolles Erholungs- und Naturschutzgebiet entste- 19 hen, mit der bleibenden Gelegenheit, auch noch ins Innere der Lägern zu blicken. Und es ist zu hoffen, dass das Gelände auch für die verschiedensten kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen offen bleibt. Andere grossflächige Ausbeutungen blieben der Lägern zum Glück erspart. So lehnte Niederweningen 1952 die Eröffnung einer Lehmgrube ab, 1960 Schöfflisdorf und Oberweningen eine Zementfabrik. Der Steinbruch von Otelfingen war im 19. Jahrhundert für den Strassen- und Bahnbau im Betrieb und wurde 1933 -36 gewerblich genutzt. Er setzt heute als (künstliche) Felswand einen willkommenen optischen Akzent. Am Rande unseres Gebietes stellt das Bergwerk Buchs eine Kuriosität dar. Hier wurde bis 1922 Quarzsand der Molasse gewonnen und mit der ehemaligen Nordostbahn in die Glashütte von Bulach geführt. In ihrer Freizeit gestalteten die Arbeiter die Stollenwände zu phantastischen unterirdischen Kunstwerken aus, die unter Führung besichtigt werden können. WALD, WEIDE, HECKEN UND REBEN Einige Zeit nach dem Rückgang der letzten Vergletscherung war die Lägern - mit Ausnahme einiger Felswände und stark vernässter Stellen- ganz mit Wald bedeckt. In diesem rodeten vor etwa 5000 Jahren die Bauern an der Wende von der Stein- zur Broncezeit die ersten Äckerlein. Vor allem griffen sie durch die gezielte, aber ungeregelte Nutzung stark in Zusammensetzung und Struktur des bleibenden Waldes ein. Mit dem Beginn der Eisenzeit wird dann die Waldgrenze endgültig höher geschoben worden sein, ein Vorgang, der sich bis zur Zeit der römischkeltischen Besiedlung verstärkte. Wie die noch sichtbare Lage der römischen Gutshöfe zeigt, war damals im untern Teil der beiden Lägernhänge etwa der heutige Zustand erreicht. Aus alten Dokumenten können wir entnehmen, dass schon im Frühmittelalter das Gebiet der Lägernweid gerodet war. Ortsnamen wie Haselacher zeigen, dass damals bis hier hinauf Ackerbau getrieben wurde. Wald blieb dort bestehen, wo das Gelände zu steil oder der Boden auf Kalkschutt zu trocken und zu mager war. Einen sichern Einblick in die Verteilung von Wald und Feld gibt uns die Gygerkarte von 1667. Diese beruhte erstmals auf einer primitiven Triangulation und nicht nur auf dem „Augenmass". Anhand der Lage der Ortschaften und der heute noch bestehenden Strassen ist eine Umzeichnung auf das heutige Kartenbild möglich. Danach hat sich mit Ausnahme kleinerer Waldkomplexe in den letzten 320 Jahren nicht mehr viel geändert. Ein weiterer Vergleich mit der Wildkarte von 1851 zeigt nur noch geringfügige Verschiebungen der Waldfläche. 20 Wald und Reben W: Waldrand gemäss Gygerkarte, ca 1670 R: Reben gemäss Gygerkarte (leere Flächen) r: Reben gemäss Wildkarte, ca 1870 (schraffierte Flächen) schwarz: Reben heute (1988) Die alte Art der Waldnutzung kann einer Zeichnung von etwa 1780 entnommen werden: Am Lägernhang, dessen Bewaldung wohl etwa aussah, wie heute noch an vielen Berghänge im Tessin, zeichnen sich die Ränder von riesigen Kahlschlägen ab, die bis ins obere Hangdrittel gehen. Die Nutzung des Kulturlandes ist weniger gut verfolgbar. Offensichtlich ging im Mittelalter der Ackerbau noch recht weit hinauf, wurde dann aber zugunsten der Weide (Allmendnutzung, zusammen mit dem stark beweideten Wald) in den obern Hängen aufgegeben. Nach den Meliorationen der letzten Jahrzehnte bewegte sich die Ackerfläche wieder eher nach oben. Eine Kuriosität des obern Nordhangs ist die „Lägernweide". Hier wurde 1893 eine richtige Alpgenossenschaft zur Sommerung von Jungvieh gegründet, mit den nötigen Stallungen und einem angestellten Alphirten. Diese Weide auf etwa 730 m ist die tiefstgelegene der Schweiz, umfasst 72 Juchar- ten und sommert 90 bis 95 „Rinder der Fleckviehrasse" - so die Statuten. 21 Eine weitere Besonderheit des Nordhangs ist die Heckenlandschaft, die ihm ein besonderes landschaftliches Gepräge und einen hohen naturschüt- zerischen Wert gibt. Auf den aus geologischen Gründen eher trockenen und zudem der austrocknenden Bise ausgesetzten Standorten ist der Windschutz wichtig. Deshalb wurden früher allen Grenzen und Bachläufen entlang Hecken stehen gelassen und gepflegt, die auch dem Weidevieh willkommenen Schatten gaben. Als dann anlässlich der Melioration Wehntal (1956-65) die meist kleiner, Grundstücke zusammengelegt und arrondiert wurden, lagen plötzlich viele dieser Hecken quer in den neuen, grossen Wirtschaftsflächen. Dies und die zunehmende Mechanisierung der Bewirtschaftung führte dazu, dass einzelne Hecken gerodet wurden, was auch durch Schutzverordnungen nicht ganz verhindert werden konnte. Immerhin blieben viele Hecken stehen. Leider werden sie - mangels Bedarf an Stecken- und Brennholz - nicht mehr periodisch auf den Stock gesetzt, was ihren biologischen Wert zunehmend vermindert. Heckenlandschaft am Lägern-Nordhang A: alte Grenzen (vor 1956) G: heutige Grenzen V: verschwundene Hecken H: bestehende Hecken 22 Ebenfalls durch die alten Karten dokumentiert ist die Ausdehnung des Rebbaus, der ursprünglich von den Römern eingeführt wurde. Im Mittelalter und bis weit in die Neuzeit war der Wein nicht nur ein wertvolles Produkt und ein verbreitetes Zahlungsmittel für die Lehenzinsen, sondern (neben dem sauern Most) auch das alltägliche Getränk für Alt und Jung. Der im 18. Jahrhundert aufkommende Kaffee blieb lange ein Luxus und wurde auch als ungesund betrachtet. Reben wurden deshalb überall angebaut, wo das einigermassen möglich war, auch am Nordhang und auf Ackerböden. Um die Mitte des letzten Jahrhunderts wies z. B. das Furttal noch etwa 150 ha Rebland auf, eine Fläche, die seither auf etwa einen Zehntel zurückging. Dafür war ursprünglich auch die Reblaus-Kalamität des letzten Jahrhunderts verantwortlich. Mit der Entwicklung moderner Sorten und Methoden nimmt gegenwärtig die Rebfläche langsam wieder zu. GESETZLICH GESCHÜTZT FORTSCHRITTE In den letzten etwa hundert Jahren veränderte sich das Gesicht der Lägern äusserlich vor allem durch die Ausbreitung der überbauten Flächen. Dagegen verwandelten die Entsumpfungen und Meliorationen von Furttal und Wehntal zwischen 1871 und 1919 und die folgende Intensivierung der Landwirtschaft das Landschaftsbild der Umgebung wesentlich. Im Furttal führten dann die guten Bahnverbindungen nach Zürich und Baden zu einer starken Industrialisierung, die im Wehntal weitgehend ausblieb. Hier setzte nur Bucher-Guyer einen Schwerpunkt am untern Rand. Die in der Planungseuphorie der ersten Nachkriegszeit projektierte "Neue Stadt Otelfingen" (1959) mit 30000 Einwohnern blieb zum Glück auf dem Papier, als weitere Ruine im Lägerngebiet. Im Jahre 1956 begannen die Arbeiten an der Melioration Wehntal, der ersten grossen Gesamtzusammenlegung in unserer Region. In den Gemeinden Niederweningen bis Steinmaur (das sich allerdings traditionell nicht zum Wehntal zählt) wurden alle Wald- und Kulturlandparzellen arrondiert und erschlossen, Feuchtgebiete drainiert, ackerfähige Waldflächen gerodet, schlechtes Kulturland aufgeforstet. 23 Mit diesen produktionsfördernden Massnahmen wurden der Wald und das übrige Kulturland (Wald ist ja auch kultiviertes, bebautes Land) der intensiven, maschinellen Bewirtschaftung zugänglich gemacht. Seit der eidgenössischen und kantonalen Forstgesetzgebung vom Anfang des Jahrhunderts sind wilde Schläge im Privatwald unmöglich und die Nutzung des Gemeindewaldes ist streng geregelt und stetig. Denkt man aber nicht nur an den materiellen Ertrag, sondern auch an die natürliche Vielfalt und die Landschaftsschönheit, dann bringt diese Entwicklung auch RÜCKSCHRITTE Viele Menschen bevorzugen heute für ihre Erholung eher wilde, „natürliche" Landschaften, die nur extensiv bewirtschaftet werden. Intensiv bewirtschaftete, „aufgeräumte" Landschaften wirken häufig eintönig; ein enges, stark begangenes und befahrenes Wegnetz stört die Ruhesuchenden. Wenn jede Fläche von ertragreichen, gedüngten Kulturpflanzen eingenommen wird, dann finden viele konkurrenzschwache Wildpflanzen - unter denen sich gerade die farbigsten finden - keinen Lebensraum. Paradoxerweise ist das natürlichste Pflanzenkleid bei uns auf fast der ganzen Fläche ein geschlossener Buchenwald, also auch wieder arten- und abwechslungsarm. Sonderstandorte wie Felswände und stark vernässte Stellen sind selten. Wenn wir geschichtlich eine Zeit grösster biologischerVielfalt suchen, dann finden wir sie zwischen Spätmittelalter und Neuzeit. Damals wurden vor allem diejenigen Flächen, die heute mit grossem Aufwand melioriert werden, also Trockenwiesen, Moore, Wald an Süd- und Steilhängen, Bachto- bel,Wiesenborde, nur extensiv aber sinnvoll bewirtschaftet, und doch nicht ganz der Natur überlassen. Daraus ergab sich eine sehr vielfältige Landschaft mit vielen Flächen, auf denen lichtbedürftige aber anspruchslose Pflanzen (darunter beispielsweise viele Orchideen) leben können. Auch viele Tiere fanden den passenden Lebensraum, der ihnen heute fehlt: Tümpel für Frösche und Kröten, Trockenmauern für Eidechsen und Schlangen, Heumahden für Heuschrecken, Riedwiesen und Feldgehölze für Vögel, Sträucher für Schmetterlinge und andere Insekten. Diese „traditionelle Kulturlandschaft" war gerade am Lägern-Südhang sehr reich gegliedert und hat bis in die Gegenwart viel von diesem Reichtum erhalten können. 24 Wald und Gelände (Querschnitt Sünikon-Breitlen) Geologie: R: Rissmoräne H: Hangschutt K: Kalk W: Würmmoräne M: Molasse Wald: 1 : Eschenmischwald auf nährstoffreichen, feuchten bis nassen Böden 2: Wüchsiger Buchen-Mischwald (Esche, Ahorn) auf guten Hang- und Hangfussböden, Kalk 3: Steilhang-Buchenmischwald (Linde, Esche,Ahorn) auf Hangschutt. Selten! 4: Schlechtwüchsiger Buchenwald auf armen, trockenen Südhängen 5: Lichter, wenig wüchsiger Buchenwald mit starker Strauchschicht auf mergeligen, austrocknenden Böden 6: Gutwüchsiger Hallen-Buchenwald auf fruchtbaren Kalkböden 7: Gutwüchsiger Hallen-Buchenmischwald auf mittleren, eher feuchten Böden 8: Wie 7, eher trockene Standorte Die Landwirtschaft belegt die flachern Hänge, Hangfüsse und Mulden VERBOTEN IST INSBESONDERE Um die Jahrhundertwende haben verschiedene Botaniker - allen voran M. Rikli - die Flora des Lägerngebietes eingehend beschrieben und kartiert. Rund 90 Jahre später ist F. G. Egloff diesen Angaben nachgegangen und hat die Veränderungen festgehalten. Bei gesamthaft etwas über 1000 Arten sind im untersuchten Zeitraum 74 Arten verschwunden, 163 Arten sind selten und zurückgegangen, 21 Arten breiten sich aus und 51 sind neu. Als Ursache der Veränderungen kommen in Frage: die Intensivierung der Landwirtschaft, vor allem durch Düngung, die nachhaltige Waldbewirtschaftung, die zu geschlossenem und damit dunklern Beständen führt, und der heutige Stickstoffeintrag durch die Luftverschmutzung, der auch wieder als Düngung wirkt. Möglicherweise macht sich aber auch ein langsamer, grossräumiger Klimawandel in der veränderten Flora bemerkbar. 25 In den Jahren 1982-88 hat eine Beratungsgemeinschaft für Umweltfragen (BGU) alle Waldstandorte im Kanton Zürich auf die von Natur aus dazu gehörenden Waldgesellschaften hin untersucht. Die Kartierung des natürlichen Pflanzenkleides gibt den Förstern Anhaltspunkte für die künftige Bewirtschaftung, zeigt aber auch, wie weit der heutige Waldzustand - vor allem durch die Begünstigung von wirtschaftlich interessanten Baumarten - vom natürlichen entfernt ist. Von den seltenen und damit biologisch wertvollen Standorten kommen viele an der Lägern vor und ein guter Anteil davon ist auch noch einigermassen naturgemäss bestockt. Im 7. Forstkreis ist etwa 1/4 der Waldfläche in einem besonders naturnahen, 1/4 in einem besonders naturfernen Zustand. An der Lägern sind die Anteile etwa 1/3 bezw. 1/5. Am Lägern-Südhang ist sogar nur 1/8 des Waldes naturfern zusammengesetzt. Beide Untersuchungen zeigen also auch wissenschaftlich den immer noch hohen biologischen Wert der Lägernlandschaft, aber auch dessen Bedrohung durch die Zivilisation. Die Aufnahme in das Inventar der Landschaften von nationaler Bedeutung ist damit berechtigt, bringt aber noch nicht den nötigen Schutz. Ein solcher ist heutzutage offensichtlich nur mit gesetzlichen Massnahmen wirksam möglich. Entsprechende Verordnungen haben leider vorwiegend die Form von Verboten. Von den bisherigen lokalen Schutzverordnungen können erwähnt werden die kantonalen zum Schutz des Landschaftsbildes von Regensberg und der Pflanzenwelt der Boppelser Weid, sowie die kommunale zum Schutz der Hecken von Oberweningen. Als vor einigen Jahren die Gesamtmelioration Otelfingen-Boppelsen anstand, ergriff die kantonale Baudirektion die Gelegenheit, auch eine Gesamt- Schutzverordnung für diese Gemeinden zu erlassen, gestützt auf das BLN-Inventar. Die Verordnung vom 5. April 1991 schafft verschiedene eigentliche Schutzgebiete und reduziert vor allem die Intensität der Bewirtschaftung, hauptsächlich im Wald. Feuchtgebiete, Magerwiesen, Steilhangwälder und Fels- und Schuttflächen werden am stärksten erfasst; einige kleine Waldparzellen werden zu „Alt- und Totholz-Reservaten". Der Sinn dieser Verordnung ist nicht die Wiederherstellung eines strengen Naturzustandes, sondern die Erhaltung und Förderung einer biologischen, aber kulturellen, Vielfalt. Es ist zu hoffen, dass das Verständnis von Bewirtschaftern und Besuchern des Lägerngebietes die Anwendung von Paragraphen mit der Zeit überflüssig macht. 26 Es wäre noch viel zu sagen, doch würde das den Rahmen dieser Publikation sprengen. Ich hoffe, das Heftchen rege viele Leserinnenund Leser dazu an, die nähere Bekanntschaft mit unserem Hausberg zu suchen. Ich danke Herrn Prof. Anton Schuler für die Durchsicht des geschichtlichen Teils und allen, die mir mit Material und Auskünften geholfen haben. 27 Mitteilungen der Heimatkundlichen Vereinigung Furttal Bisher sind erschienen: Nr. 1 1963 Die Kirche von Buchs, Kanton Zürich (K. Grendelmeier) Nr. 2 1964 Meteorologische Betrachtungen zur Zürichseegefrörne 1963 (A. Güller) Nr. 3 1965 I. Aus der Kirchengeschichte von Regensdorf (E. Denzler) II. Ein frühgeschichtliches Grab in Otelfingen (A. Güller) III. Die Bettlerstube in Buchs (K. Grendelmeier) Nr. 4 1966 Aus der Jagdgeschichte des Furttales (A. Lutz) Nr. 5 1967 I. Über das "Hochzeitsschiessen" in den Dörfern des Furttales (A. Güller) II. Der Arzt Johannes Wyss in Otelfingen (P.Wyss) Nr. 6 1968 Das "Eisloch" an der Lägern (A. Güller) Nr. 7 1969 Der Weinbau in Buchs (K. Grendelmeier) Nr. 8 1970 Barbara Schmid von Buchs (R. Stiefel) Nr. 9 1972 Auf den Spuren der Römer im Gebiet des Furttales (A. Güller) Nr. 10 1974 Erinnerungen eines Amerikaschweizers im 19. Jahrhundert (O. Studer) Nr. 11 1975 Bemerkenswerte Funde aus der Vergangenheit von Dänikon ZH (A. Güller) Nr. 12 1976 Die römische Kryptoportikus von Buchs ZH und ihre Wandmalerei (W. Drack) Nr. 13 1979 Aus der Geschichte von Dällikon (Hch. Hediger) Nr. 14 1982 Die Industrialisierung des Furttales (Ch. und T. Kaiser) Nr. 15 1984 Das bronzezeitliche Gräberfeld in Otelfingen (A. Güller) Nr. 16 1986 Lehm vom Altberg für Furttaler Ofenkacheln (E. Wagner) Nr. 17 1987 Die Schmetterlinge der Boppelser Weid (J. Kohler) Nr. 18 1988 Namen in Dällikon (P. Fries und D. Gerber) Nr. 19 1989 DerWald im Furttal (F. Thommen) Nr. 20 1990 Mückenhandwurz undWaldhyazinthe (L. Müller) Nr. 21 1991 Die Bergwerke im Kanton Zürich (U. Maurer-Waller) Nr. 22 1993 Das Gemeindemuseum in Regensdorf (L. Wüthrich) Nr. 23 1994 Das Furttal im Spiegel seiner acht Gemeinden (Jubiläumsheft) Nr. 24 1995 Die Lägern. Eine Landschaft von nationaler Bedeutung (F. Thommen) Bezugsquelle: Emil Wagner, Bordacherstrasse 12, 8108 Dällikon Preise: Heft Nr. 1-16 Fr. 10.- ab Heft Nr. 17 Fr. 15.- Jubiläumsheft Fr. 20.— 28 Die Lägern : eine Landschaft von nationaler Bedeutung ... Inhaltsverzeichnis Vorbemerkungen Eine kleine Landschaftsgeschichte Menschheitsgeschichte der Lägern Die Lägern heute Gesetzlich geschützt ...