Notker der Deutsche als Kosmograph: Ein St. Galler Erd- und Himmelsglobus um 1015
Untertitel
Datum
Autor:innen
Gutachter_in
Herausgeber:innen
Illustrator_in
Weitere Beteiligte
Partner Institutionen
Submitter
Verlag
Dokumententyp
Lizenzinformationen
Rechteinhaber_in
ISBN
ISMN
ISSN
Weitere Identifikatoren
Beschreibung
Zusammenfassung
Die mögliche Existenz geographischer Abbildungen auf frühmittelalterlichen Globen ist zu überdenken. Die jüngste Forschung in diesem Feld stützt sich auf jüngere Befunde aus der germanistischen Mediävistik, die in der Kartographiegeschichte bislang noch kaum beachtet wurden. Konkret handelt es sich um die neu interpretierte Übersetzung eines kosmographischen Exkurses im Boethius-Kommentar von Notker Labeo (um 950–1022) aus dem Althochdeutschen (Cod. Sang. 825). Im Rahmen von Erläuterungen zum Wert des irdischen Ruhmes macht Notker einen ausführlichen astronomisch-geographischen Exkurs über gut zwei Seiten. Um diese kosmographischen Betrachtungen den St. Galler Klosterschülern zu verdeutlichen, verweist er auf einen Globus, der «jüngst» unter der Ägide des Abtes Purchart II. (1001-1022) gebaut worden sei. Als Schulvorsteher und engagierter Lehrer, der dem Quadrivium nachweislich zugeneigt war, kommt Notker selbst als spiritus rector eines solchen kosmographischen Globusbaus infrage. Er macht wenige, aber sehr aussagekräftige Bemerkungen zum Aussehen und zur Funktionsweise des Globus. Seine einzigartige Auslegung zur Ausdehnung der Ökumene, die sich auch auf dem Globus wiederfand, macht die Konzeption durch Notker sogar sehr wahrscheinlich. Das Untersuchungsobjekt ist nicht zu verwechseln mit dem mittlerweile als «St. Galler Globus» bekannten Modell von Tilemann Stella (1576). Allerdings gibt es hinsichtlich des kosmographischen Ansatzes erstaunliche Parallelen.