Zwei Geschirrensembles des 19. Jahrhunderts aus der Winterthurer Altstadt

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2021

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978-3-906299-70-9

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In: Archäologie im Kanton Zürich_04 (2021), S. 129-188

Zusammenfassung

Die Bar «Domino» am Neumarkt 5 in Winterthur wurde in der Nacht auf Montag den 13.2.2012 Opfer eines Brandes, der auch die Nachbarliegenschaften in Mitleidenschaft zog. Dieser Brandfall löste einen Wiederaufbau mit zusätzlicher Unterkellerung aus. Vorgängig wurde eine archäologische Untersuchung im Hinterhof und in den nicht unterkellerten Bereichen der Liegenschaft durchgeführt. Dabei stiessen die Ausgräber auf eine Latrine aus Backsteinen, die mit zahlreichem Geschirr und Glas aufgefüllt worden war. Die Liegenschaft war bereits im 19. Jh. eine Gastwirtschaft, der «Strohhof», von dem mehrere Handänderungen archivalisch nachgewiesen sind. Der Latrineninhalt liefert einen breiten Querschnitt der unterschiedlichsten Keramikwaren, die im ausgehenden 19. Jh. in Gebrauch waren. Die jüngsten Stücke mit Herstellermarken datieren in die 1880er-Jahre. Besonders hervorzuheben sind engobierte Irdenwaren, die von beidseits rot engobierten Stücken bis zu der sog. Irdenware «nach Heimberger Art» mit schwarzer Grundengobe auf der Innen- oder Aussenseite der Gefässe reichen. Die Dekors dieser engobierten Irdenwaren reduzieren sich auf Pünktchen, die einzeln oder gruppiert mit einem Malhorn angebracht wurden. Eine Ausnahme bilden Stücke mit Blütendekor, Schlängellinien oder ein reich ausgestattetes Stück mit Draperie-Motiv. Die zahlreichen Tassen, Teller und Schüsseln aus Keramik sowie Flaschen und Karaffen aus Glas weisen auf einen Gastbetrieb hin. Ob Geschirr des Gasthofs «Strohhof» hier entsorgt wurde, bleibt offen. Das Fundmaterial aus dieser Latrine wird durch die Materialvorlage einer Grube aus der Tösstalstrasse 10 in Winterthur ergänzt, die im ersten Viertel des 19. Jh. aufgelassen wurde. Der Inhalt dieser Grube zeigt neben Produkten der Zürcher Porzellanmanufaktur aus der zweiten Hälfte des 18. Jh. zahlreiche Importe aus Süddeutschland und Meissen. Die zwei Keramikensembles zeichnen die Entwicklung der Geschirrkeramik vom ausgehenden 18. bis zum Ende des 19. Jh. nach. Im Verlauf des 19. Jh. nehmen die engobierten Irdenwaren, die manganglasierte Ware und die Fayence zugunsten des Steinguts stetig ab. Das billigere Steingut aus süddeutschen Manufakturen verdrängte die einheimische Ware. Geschirr für den Kakao-, Tee- und Kaffeekonsum gehörte wohl einer vermögenden Bevölkerung, die sich einzelne Geschirrstücke aus der Zürcher Porzellanmanufaktur oder aus dem Ausland leisten konnte.

DDC

930 Geschichte des Altertums bis ca. 499, Archäologie, 949 Geschichte anderer Teile Europas

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